Photo: Grabmal auf dem Nordfriedhof in Wiesbaden
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Fleuch, mein Seelchen, auf zu Gott
1.) Fleuch, mein Seelchen, auf zu Gott,
Lass der Welt ihr Ungelücke,
Folge du dem frommen Lot, (a)
Sieh nur nicht einmal zurücke.
Für die Nichtigkeit auf Erden,
Für die Flüchtigkeit der Zeit
Soll dir nun der Himmel werden
In der langen Ewigkeit,
2.) Wo du deinen Schöpfer grüßt,
Wo du deines Heilands Wunden
In den treuen Händen siehst
Und den Tröster hast gefunden.
Alles, alles wirst du wissen,
Wo wir hier im Dunkeln gehn,
Und im Finstern straucheln müssen,
Wird vor dir im Lichte stehn.
3.) Trinkest du den Tränenbach
Und musst hier viel Angst-Brot essen,
Wohl dir, all dein Ungemach
Wirst du ewiglich vergessen.
Denn dich wird dein Gott vergnügen
Nach so mancher Jammer-See.
O, wie sanfte wirst du liegen
In dem Schoße Abrahae, (b)
4.) Bis der Jüngste Tag anbricht,
Wo du wirst dein' Leib anziehen
Und dein frohes Angesicht
Wieder aus der Erden blühen.
Eile, Jesu, mit Verlangen
Warten viel der Seelen dein.
Lass mich dich doch bald umfangen,
O, du liebstes Jesulein.
(a) Lot ist eine biblische Gestalt; er war nach dem Buch Genesis ein Neffe Abrahams, mit welchem er aus Mesopotamien mit Familie und Herden in Kanaan einwanderte, wo sie sich niederließen: Abraham als Hirtenpatriarch, Lot als Städter in Sodom am heutigen Toten Meer. Zugleich ist Lot die Hauptfigur der Erzählung vom Gottesgericht über die sündige Stadt Sodom (Genesis Kapitel 19, Verse 1–29), in der zwei Engel nach Gerechten suchen, die von der drohenden Zerstörung der Stadt durch Gott gerettet werden sollen.
Als Lot mit seiner Familie aus der Stadt flieht, wird ihnen verboten, zurückzublicken; die Frau Lots verstößt gegen dieses Gebot und erstarrt zu einer Salzsäule.
(b) lateinischer Genitiv von Abraham
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Autor: Johann Thomasius
Melodie: ohne Angaben
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Das singende Hanauische Zion
oder neu-eingerichtetes Hanauisches
Evangel. Lutherisches Gesang-Buch
Herausgegeber: J[ohann] G[erhard] M[euschen]
Verlag: Von Sande
Frankfurt am Main, 1723
Liednummer 592
Thema: Tod und Ewigkeit
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Johann Thomasius, auch Johannes bzw. Thomae, Thomä, Thoma, Thomas, Pseudonyme Matthias Jonsohn, Johann(es) Mostain und Johann(es) Pamphilus (* 28. August 1624 in Leipzig/Kurfürstentum Sachsen, † 2. März 1679 in Altenburg) war ein deutscher Rechtswissenschaftler, Staatsmann und Dichter. Geboren als Sohn des juristischen Konsulenten Michael Thomasius, Erbherrn zu Troschenreut und Wiedersberg, besuchte die Schule in Gera und studierte er ab 1640 an der Universität Wittenberg Rechtswissenschaften. Im Jahr 1641 wechselte er an die Hochschule Leipzig und schloss seine Studien im Jahr 1644 in Jena ab, wo er 1648 promovierte. Nachdem er als Hofmeister gearbeitet hatte, übernahm er im Jahr 1650 eine Professur an der juristischen Fakultät der Jenaer Universität und ging 1651 als Rat an den Hof Friedrich Wilhelm II. von Sachsen-Altenburg (1603-1669), für den er als Gesandter 1653 den Reichstag von Regensburg besuchte. Dort lernte er die Tochter des Reichshofrates Johann Philipp von Bohn (1597-1658) Marie Elisabeth (1635-1664) kennen und heiratete sie noch im gleichen Jahr in Regensburg. Im folgenden Jahr war er Zeuge der Krönung Leopolds I. (1640-1705) zum Kaiser in Frankfurt/Main, wurde 1659 zum Konsistorialpräsidenten ernannt und hielt sich für den Hof von Sachsen-Altenburg wieder als Gesandter in Regensburg auf. 1663 erschien aus der Feder Thomasius' unter einem Pseudonym der Schäferroman 'Matthiae Johnsohn Lisille', der auch sowohl als Raubdruck unter dem Titel 'Gedoppelte Liebes Flamme', als auch 1672 in einer dritten erweiterten Ausgabe als 'Damon und Lisillen Keuscher Liebes Wandel' erschien und beim Publikum außerordentlich beliebt war. Nachdem in Regensburg 1663 der Reichstag eröffnet worden war, verblieb Thomasius in Regensburg und vertrat als Gesandter auch die Interessen der Höfe von Sachsen-Coburg und Baden-Durlach und reiste zum Kaiserhof nach Wien. Seine Ehefrau Maria Elisabeth starb 1664 im Alter von 28 Jahren in Regensburg bei der Geburt eines Kindes und wurde auf dem Kirchhof der Dreieinigkeitskirche, dem heutigen Gesandtenfriedhof, bestattet. Im Jahr 1668 wurde Thomasius zum Kanzler ernannt und heiratete 1671 die Witwe des Gesandten Paul Hornigh. Das von dem Pfarrer und Hymnologen Albert Friedrich Wilhelm Fischer initiierte und nach seinem Tod ab 1904 in Gütersloh von Wilhelm Christian Ludwig Tümpel herausgegebene mehrbändige Werk 'Das deutsche evangelische Kirchenlied' enthält ein Lied von Thomasius.
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