Wir sind schon im Einpack-Modus.
Es geht zurück nach Deutschland, für Momo und Yinka heißt das zurück in die Bayernkaserne, und vor allem zurück ins Jahr 2015.
"Ja, ja, das ist die größte Schwierigkeit dabei." sagt Yinka.
"Du wirst lernen, damit umzugehen," sagt Ken. "Guck mal, wenn man es genau nimmt, bin ich jetzt 109 Jahre alt. Oder sind es 111? Keine Ahnung. Es bedeutet einfach nichts mehr."
Ken wird in die Einliegerwohnung bei Shashaa in Grünwald ziehen, das hat Kelley arrangiert, er braucht nämlich seiner Ex-Frau Eva gar nicht unter die Augen kommen.
Ja, was nehmt ihr mit von dieser Reise? Was hat euch an Palermo gefallen? Was nicht so?
"Am tollsten war die Fußball WM!", sagt Momo. "Und die netten Nachbarn. Die können feiern! Von der Mafia, muss ich ehrlich sagen, bin ich ein bisschen enttäuscht. So aus der Nähe sind es nur ganz gewöhnliche Leute."
Was hattest du denn erwartet? Schießereien auf der Straße?
"Nee, das nun auch nicht. Aber schickere Autos, Designer-Klamotten, Rolex am Arm... Weißt was, ich vergess das einfach und halt mich lieber an die Filme. Aber eins hat mich beeindruckt: Wie die Leute hier gefeiert haben, wo sie den Messina Denaro verhaftet haben. Die müssen schon ganz schön unter der Mafia gelitten haben. Vielen geht es hier sowieso ziemlich schlecht. Hast den von gegenüber gesehen, der abends mit der Taschenlampe in seiner Wohnung rumschleicht? Dem haben sie den Strom abgedreht. Warum wohl? Pleite! Ohne Moos nix los!"
"Mein Highlight hier war, den Ba wieder zu treffen und seine Hochzeit.", sagt Yinka. "Palermo hat mich anfangs erdrückt mit seinen ganzen historischen Bauwerken. Natürlich, weil's mich an meine Zeit mit Valeria erinnert hat. Aber jetzt, mit der Distanz dazu, muss ich mir sagen, es ist gut, dass es so gekommen ist, alhamdulillah. Stell dir mal vor, wir wären schon verheiratet gewesen und ich hätte dann den Stress mit ihrem Vater bekommen! Das wäre nicht gut gegangen. Ich bin auch ganz froh, dass ich nicht auf Dauer in christlichen Kirchen sein muss. Es war ja ganz lehrreich, mal zu schauen, was bei denen so geht. Aber da ist so viel Shirk, das hätte auf Dauer keinen guten Einfluss gehabt. Ich freue mich jetzt auf den Ramadan. Ich will mein Band zu Allah wieder straff gezogen kriegen, Bayernkaserne hin oder her. Oder vielleicht ist das sogar ein guter Ort. Da ist nix, keine Ablenkung."
"Ja, das hast du schön ausgedrückt. So geht es mir auch.", sagt Momo. "Ich freue mich auch richtig auf den Ramadan."
"Weißt du noch, 1978, als wir hier in Palermo waren?", sagt Ken. "Damals, als die Carabinieri deine Schwester mitgenommen hatten, weil du nicht auf sie aufgepasst hast? Du musstest ja mit dem Schuhverkäufer flirten... Das Schuhgeschäft oder die Straße haben wir nicht gefunden. Ist auch zu lange her. Aber der Platz an der Kathedrale ist noch der gleiche. Ich habe dich beobachtet, wie du da fotografiert hast. Du hast das Feeling nicht vergessen. Was du damals suchtest. In der Zisa haben wir es jetzt gefunden. Ein wunderbarer Ort. Für mich war das das schönste Erlebnis."
Jetzt weht der Scirocco durch die Straßen, vergessen der kalte Winter und der Hurricane. Die netten Nachbarn sind weggefahren und das Haus ist ganz still. Palermo ist plötzlich so anders, wieder fremd und rätselhaft. Wir fliegen heim, inshaallah! Ramadan, wir kommen!
