Lederfabrikation.
1. Schabemesser.
2. Schereisen.
3. Spaltmaschine.
4. Lohkuchenformmaschine.
5. Ausstoßmaschine.
6. Walzmaschine.
7. Dolliermaschine.
8. Glättstein.
9. Lohsägemühle.
10. Krispelholz.
11. Korkholz.
12. Lederhammer.
-----
Lederfabrikation oder Gerberei, die Gesamtheit derjenigen Prozesse, durch welche die tierische Haut in der Art verändert wird, daß sie mit Beibehaltung ihrer wesentlichsten Eigenschaften im trocknen Zustande nicht mehr eine kornartige, brüchige Masse, sondern ein zähes faseriges, mehr oder weniger geschmeidiges Gewebe bildet und daß sie im feuchten Zustande der Fäulnis Widerstand leistet. Als Rohmaterial für die L. dienen die Häute der Rinder, Büffel, Pferde, Ziegen und Schafe, seltener die von Hunden, Katzen, Schweinen, Gemsen, Hirschen, Eseln, Maultieren, Seewinden, Nilpferden, Krokodilen u. s. w. Im Handel werden nur die Häute der großen Tiere als Haut, die der kleinern dagegen als Fell bezeichnet. Jede zur L. benutzte Haut besteht aus drei Hauptschichten, der äußern Oberhaut (Epidermis), der innern Unterhaut und der zwischen beiden liegenden sog. Lederhaut oder Blöße (Corium).
Über das Wesen des Leders war man lange im Unklaren, doch herrschte früher größtenteils die Ansicht, daß dasselbe auf einer chem. Verbindung des Leims der Haut mit dem Gerbstoff beruhe. Erst in neuerer Zeit hat Professor F. L. Knapp diese Anschauung widerlegt dadurch, daß er nachwies, daß die auf der Haut festgehaltenen Gerbstoffe ihre ursprünglichen Eigenschaften behalten, daß die Quantität der mit der Haut sich vereinigenden Gerbstoffe keine bestimmte den stöchiometrischen Gesetzen entsprechende ist und daß endlich die Gerbstoffe dem Leder entzogen werden können. Nach Knapp schlagen sich durch Flächenanziehung die Gerbstoffe auf der Hautfaser nieder und umhüllen und schützen sie vor dem Aneinanderkleben und vor Fäulnis.
Die L. zerfällt in drei Hauptabteilungen: die vorbereitenden Operationen, das eigentliche Gerben und die Zurichtung.
A. Die vorbereitenden Operationen. Vor dem Reinmachen werden die frischen Häute, wie sie vom Schlächter kommen, zur Aufstapelung mit Kochsalz, Carbolsäure u. a. konserviert. Zum Reinmachen von Schmutz, Blut und Salz sowie zum Aufweichen werden die Häute 2-6 Tage lang in kaltes Wasser gebracht. Das Aufweichen wird durch mechan. Bearbeiten der Häute in einer Walktrommel oder einer Hammerwalke wesentlich unterstützt. In dem aufgeweichten Zustand werden die Häute auf der Innenseite (Aasseite) von dem Fleisch- und Fettgewebe der Unterhaut befreit. Dies geschieht auf dem sog. Schabebaum, auf welchem die Haut ausgebreitet und mit einem gebogenen, mit zwei Handgriffen versehenen stumpfen Messer, Streich-, Bestoß- oder Schabemesser (s. Tafel: Lederfabrikation, Fig. 1), bearbeitet wird. Hierbei wird zugleich das überschüssige Wasser entfernt. In neuerer Zeit wird diese Arbeit von Maschinen besorgt, bei denen die Haut durch Druckwalzen an eine große rotierende Trommel angepreßt wird und ihre Bearbeitung durch Walzen erfolgt, deren Oberfläche mit Schabemessern besetzt ist. Um die Lederhaut von der Oberhaut zu trennen, muß die Haut besonders präpariert werden, und zwar entweder, indem man ätzende oder beizende Mittel anwendet, oder indem man eine geringe Fäulnis hervorruft. Je nachdem man Sohl- oder Oberleder herstellen will, ist die bezügliche Procedur (das Depilieren, Abhaaren) eine andere. Bei den zu Sohlleder oder Pfundleder bestimmten Häuten wendet man die sog. faulige Gärung an, während man die zu Oberleder bestimmten Häute in Kalkgruben oder Äschern durch Einwirkung von Kalkhydrat geschmeidiger macht. Die faulige Gärung wird durch Abschwitzen erzielt, wozu man die Häute mit der Haarseite nach außen übereinander in Gruben oder einen gut verschlossenen Raum legt, in welchem sie so lange bleiben, bis das Eiweiß in der Haut gelöst und die Haare gelockert sind. Die durch Kalken vorgenommene Behandlung unterscheidet sich in ihrer Wirkung von der Gärung dadurch, daß sie nicht nur die Haarwurzeln, sondern auch die Zellwandungen im Innern der Haut teilweise voneinander löst und so die letztere im ganzen mehr geschmeidig gemacht wird. Die zu Handschuhleder zu verarbeitenden Ziegen- und Lammfelle werden durch Schwefelnatrium, Schwefelcalcium (Gaskalk) oder Rhusma von der Epidermis befreit. Die so vorbereiteten Häute werden nochmals im Walkrade bearbeitet und kommen dann wieder auf einen Schabebaum, um mit einem stumpfen Schabemesser bearbeitet zu werden, wodurch die Epidermis mit den Haaren entfernt (abgespält) wird. Dann wird, ebenfalls auf dem Schabebaum, nochmals die nun noch weicher gewordene Fleischseite mit einem scharfen geraden Messer, dem Scher- oder Firmeisen (Fig. 2) bearbeitet.
Vor dem eigentlichen Gerben werden die zu Sohlleder bestimmten Häute noch geschwellt, d. h.6-8 Tage der Einwirkung einer sauren Brühe (Schwellbeize) ausgesetzt. Als Schwellbeize wird verwendet: mit Schwefelsäure angesäuertes Wasser (1:1000-1:1500); oder ein in saure Gärung versetzter Aufguß von Gerstenschrot, Weizenkleie u. dgl. (weiße Schwellbeize); oder eine durch Gärung sauer gewordene Lohbrühe (rote Schwellbeize). Durch das Schwellen wird wahrscheinlich die Faser der Haut oberflächlich verändert und dadurch vorbereitet, den Gerbstoff aufzunehmen und fester zu binden.
B. Das eigentliche Gerben. Je nach der Art der zu gerbenden Häute und je nach den zu erzielenden Ledersorten werden verschiedene Gerbmethoden angewendet, nämlich: die Lohgerberei, die Weißgerberei und die Sämischgerberei.
1) Die wichtigste dieser Methoden ist die Lohgerberei, auch Rotgerberei genannt, bei welcher die Häute mittels gerbsäurehaltiger Stoffe (Gerbstoffe) in Leder verwandelt werden. Die Zahl der angewendeten Gerbstoffe ist sehr groß, doch wird am meisten die in der Eichenrinde (s. d.) enthaltene Gerbsäure oder jene selbst zum Gerben benutzt. Außerdem enthalten von einheimischen Gewächsen die Tanne, Fichte, Bücke, Erle, Pappel, Ulme, Kastanie und Weide, von fremden besonders Knoppern, Valonia, Kino, Katechu, Gambir, Sumach, die Schoten von Caesalpina Coriana Gerbsäure. Die Rinde (Gerberrindej wird auf Schneidemaschinen zerkleinert und auf Lohmühlen, die im Princip den Kaffeemühlen gleichen, nur größer sind als diese, gemahlen. Neuerlich wendet man auch vielfach Lobsägemühlen (Fig. 9) an, welche die Arbeit der Schneidemaschinen und die der Lohmühlen vereinigen. Die verarbeitete Rinde wird Lohe genannt.
Der eigentliche Gerbprozeß oder die Verwandlung der Blöße in Leder kann auf zweierlei Art erfolgen: durch das sog. Versetzen in Lohgruben, oder durch die Behandlung in der Lohbrühe (Schnellgerbung). Bei dem erstern Verfahren wird die Auflösung des Gerbstoffs dadurch erzielt, daß man die Häute mit zwischengestreuter Lohe in eine Versetzgrube schichtet und mit Wasser übergießt; bei dem zweiten Verfahren wird in besondern Gefäßen eine Lohbrühe bereitet, mit welcher man später die Häute in Berührung bringt. Bei dem Gerben mit Versetzen, daS für schweres Sohlleder hauptsächlich in Deutschland zur Anwendung kommt, bleiben die Häute, wenn gute Eichenlohe genommen wird, etwa 8-10 Wochen, bei Anwendung von Knoppern oder Valonia etwa 4 Wochen im ersten Satz; im zweiten Satz bleiben sie dann 3-4 Monate, im dritten 4-5 Monate. Sehr starke Häute, wie Wildhäute, erhalten unter Umständen einen vierten, ja sogar einen fünften Satz. Die Schnellgerbung erfordert weniger Zeit als das Versetzen. Bei dieser Gerbmethode wird die Haut zunächst in schwache und dann allmählich in immer stärkere Lohbrühen, sog. Farben, gebracht, wodurch man selbst sehr schwere Leder in Zeit von etwa 3½ Monaten, leichtere in 7-8 Wochen und Kalbleder und andere leichte Sorten in etwa 14 Tagen lohgar herstellen kann. Das Versetzen liefert jedoch zäheres, dauerhafteres Leder als die Schnellgerberei. Die verbrauchte Lohe wird auf Lohtrockenpressen getrocknet und entweder direkt verfeuert oder mit Lohkuchenformmaschinen (Fig. 4) in Kuchenform gebracht (Lohkuchen, Lohballen, Lohkäse).
Das aus der Grube kommende Sohlleder wird zuerst von der Lohe gereinigt und dann getrocknet. Die lohgaren Rinds- resp. Roßhäute und Kalbfelle werden, nachdem sie aus der Grube herausgenommen sind, auf den Schabebaum gebracht, wo man mittels Streicheisen alle Flüssigkeiten aus ihnen entfernt. Sodann werden dieselben mit einer Mischung von Talg, Thran und Dégras (s. d.) eingerieben, in ein Walkfaß gebracht und tüchtig gewalkt, bis sie vom Fett gehörig durchdrungen sind. Die getrockneten Häute werden später noch mit einer Mischung von ausgelöster Seife, Unschlitt und Fischthran eingerieben und an der Luft getrocknet.
2) Die durch die Weißgerberei hergestellten Leder werden ihrer großen Geschmeidigkeit und Zartheit wegen besonders zur Verfertigung von Luxuswaren benutzt, wozu auch ihre reine weiße Farbe sie vorzüglich geeignet macht, der zufolge sie befähigt sind, die zartesten Farben anzunehmen. Das weißgare Leder unterscheidet sich von dem lohgaren nicht nur durch die Art der Gerbung, sondern auch durch seine besondern Eigenschaften. Während beim lohgaren Leder die Fasern dicht aneinander gedrängt sind, liegen sie beim weißgaren viel mehr frei und halten auch nicht so fest zusammen wie bei ersterm. Lohgares Leder, wenn es auch längere Zeit im Wasser gelegen hat, wird doch immer nur einen kleinen Teil seines Gerbstoffs abgeben, während bei weißgarem Leder die gerbend wirkenden Salze immer wieder durch Wasser gelöst werden können. Die Weißgerberei zerfällt in folgende Hauptmethoden:
a. Die reine Alaungerberei, bei welcher die gekalkten und geschwellten Blößen mit einem Gemisch von Alaun und Kochsalz behandelt werden. Das gewaschene und getrocknete steife Leder wird gestollt, d. h. durch Biegen und Ziehen geschmeidig gemacht. Diese Gerbung liefert ein äußerst zartes Leder und eignet sich ganz besonders für leichte Waren. Man gerbt auf diese Weise hauptsächlich Schaf-, Lamm-, Ziegenfelle und Pelzwerk.
b. Die ungarische Weißgerberei. Bei diesem Verfahren werden die nicht durch Kalken, sondern durch mechan. Mittel von den Haaren befreiten Häute durch Alaun und Kochsalz weißgar gemacht und nachher mit Fett getränkt. Das auf solche Weise hergestellte Leder findet ähnliche Verwendung wie das lohgare, ohne aber dessen vorzügliche Eigenschaften zu besitzen.
c. Die französische oder Erlanger Glacéleder- und Kalbskid-Weißgerberei. Diese Methode liefert unter allen das zarteste und weichste Leder und wird daher nur bei feinen Fellen, namentlich zu Handschuhleder, angewendet, z. B. bei Fellen ganz junger und ungeborener Kälber, bei Schaf- und Ziegenfellen. Die Blößen werden auf chem. Wege vorbereitet und mit einer Mischung, der sog. Nahrung, gegerbt, welche aus Alaun, Salz, Mehl und Eidottern besteht.
Andere mineralische zum Gerben verwendete Stoffe sind Eisenoxydsalze, mit denen das Eisenleder, und Chromsalze, mit denen das Chromleder erzeugt wird.
Außer den vorstehend genannten, hauptsächlich gebräuchlichen Methoden giebt es noch eine ganze Reihe von Verfahrungsarten der Weißgerberei, von welchen die Pelz- oder Rauchwarengerberei, die Seifengerberei, die animalische Gerberei und die Fettledergerberei hervorzuheben sind. Bei der Pelzgerberei muß natürlich die Oberhaut, die Trägerin des Pelzes, erhalten bleiben. Nachdem die sorgfältig gereinigte Fleischseite mit Mehl und Kleie bestreut ist, rollt man die Felle zusammen und läßt sie einige Zeit in einer gesättigten Kochsalzlösung liegen. Nach dem Auswaschen, Trocknen und Strecken sind sie als fertige Ware zu betrachten. Die animalische Gerberei besteht darin, daß ein durch Fällung einer alkalischen Lösung von Horn, Haaren, Blut und andern albuminösen Körpern mittels Alaunsalzen erzeugter Niederschlag einem alaungaren Leder eingewalkt wird.
3) Für die Sämischgerberei werden hauptsächlich Hirsch-, Reh-, Gemsen-, Ziegen- und Schaffelle verwendet. Das sämischgare Leder zeichnet sich durch seine lockere Weichheit und vor allem dadurch aus, daß es ohne Verlust seiner Vorzüge gewaschen werden kann, weshalb man es auch Waschleder nennt. Da die Narbe der Haut keiner besondern Dehnbarkeit fähig ist, pflegt man dieselbe bei diesem Leder abzustoßen, wodurch beide Seiten desselben das gleiche Aussehen erhalten. Die Sämischgerberei wird hauptsächlich durch Behandlung der Häute mit Fett erzielt, weshalb diese Methode vielfach auch Fettgerberei genannt wird. Nachdem die Häute enthaart und gebeizt sind, werden eine Anzahl derselben in einem Pack übereinander, mit der Narbenseite nach oben, auf einem Tisch ausgebreitet, mit gutem Thran eingerieben und zu einem Knäuel zusammengewickelt. Viele derartige Knäuel bringt man in eine Walke, in welcher die Häute durch wiederholtes Walken vollkommen mit Thran imprägniert werden. Nach dem Walken schichtet man dieselben in der sog. Brutkammer in Haufen auf. Durch die unter Wärmeentwicklung sich vollziehende Oxydation des in den Fellen enthaltenen Fettes wird dasselbe von der geschwellten Blöße so fest gehalten, daß es selbst durch Waschen mit Seife und Soda nicht wieder abgegeben wird. Das unangegriffene Fett läßt sich mit Sodalösung auswaschen; es giebt hiermit eine Emulsion, die als Dégras zum Fetten des lohgaren Leders Verwendung findet.
Außer den vorstehend beschriebenen existieren noch zahlreiche andere Methoden der L., von welchen namentlich die Methode der Gerbung mittels reinen Gerbsäureextrakts Erwähnung verdient. In Amerika wird namentlich die Hemlockrinde (s. d.) dazu benutzt. Steigende Bedeutung für Deutschland hat das Quebrachoholz (s. d.) gewonnen. 1882 wurden nur 1200 t, 1893 dagegen 39 000 t importiert. Im April 1895 beschloß der Reichstag, einen Einfuhrzoll darauf zu legen. Außerdem kommen folgende Gerbsäureextrakte in den Handel: Eichenholzextrakt aus Slawonien, Kastanienholzextrakt aus Frankreich, Canaigreextrakt.
Andererseits finden bei den verschiedenen Gerbprozessen, der Mannigfaltigkeit der Ledersorten entsprechend, im einzelnen mancherlei Abweichungen statt. So spannt man zur Herstellung des Chagrinleders (s. Chagrin) die durch den Reinigungsprozeß vorbereiteten Blößen in Rahmen und drückt die schwarzen, harten Samen der wilden Melde (Chenopodium album) auf der vollständig abgeschabten Narbenseite ein, um dem Leder das eigentümliche körnige Aussehen zu geben. Die getrockneten Häute, welche mit Vertiefungen bedeckt erscheinen, werden mit Schabmessern völlig geebnet, dann geschwellt, mit Lohe oder Alaun gegerbt und meist mit Kupfersalzen grün gefärbt. Beim Schwellen erheben sich die durch den Samen niedergedrückten Teile, wodurch die Knötchen entstehen. Zuletzt wird das Leder mit geschmolzenem Hammelfett getränkt.
Beim Gerben des Saffians verwendet man als Gerbmittel hauptsächlich Sumach, zuweilen Galläpfel, teilweise auch Eichen-, Weiden- und Fichtenrinde. Der auf ähnliche Weise bereitete Maroquin wird nach dem Gerben gefettet. Vom Saffian unterscheidet sich der Korduan durch die größere Stärke der Felle und hauptsächlich dadurch, daß er seine natürliche Farbe behält, während jenem eine künstliche Narbe gegeben wird. Das Juchtenleder (s. Juchten) wird nach den Vorschriften der Lohgerberei mit Anwendung von Weidenrinde hergestellt; in Ermangelung derselben wird auch Eichen-, Pappel- und Fichtenrinde benutzt. Der eigentlich charakteristische Teil der Juchtengerberei ist das Einreiben mit Birkenteeröl, welches dem Leder nicht nur den ihm eigentümlichen Geruch, sondern auch seine außerordentliche Haltbarkeit verleiht. Nachher werden die Häute mit dem Streicheisen so lange behandelt, bis sie geschmeidig geworden sind, und auf der Narbenseite mit einer Alaunlösung bestrichen. Sobald diese Lösung getrocknet ist, giebt man dem Leder eine Narbe, indem man es durch geriefte Walzen gehen läßt.
C. Die Zurichtung bezweckt, den fertig gegerbten Häuten diejenigen Eigenschaften zu geben, welche für die einzelnen Verwendungsarten erforderlich sind. Die Oberleder und die bessern der nicht als Sohlleder benutzten Sorten werden gewöhnlich auf der Spaltmaschine (Fig. 3) gespalten. Bei dieser Maschine, die vom Amerikaner Fox konstruiert ist, wird die zu spaltende Haut von Walzen einem über zwei Scheiben umlaufenden Bandmesser zugeführt, das durch einen unten am Gestell angebrachten Schleifapparat beständig scharf gehalten wird. Das Spalten der Häute kann auch nach dem Kalken geschehen. Sohlleder wird gewalzt, damit es die nötige Festigkeit und Dichte bekommt. Beim Walzen mit Handbetrieb wird die sog. rheinische Karrenwalze (eine mit einem etwa 150 kg schweren Steinkasten belastete Walze) über das auf einer glatten Unterlage ausgebreitete Leder hin und her gefahren, während bei der in Fig. 6 abgebildeten Walzmaschine das Leder zwischen zwei Walzen hindurchgezogen wird, von denen die obere mit einem Druck von etwa 6000 kg gegen die untere gepreßt wird. Früher wurde das Sohlleder erst bei der Verarbeitung mit Handhämmern gedichtet, was gegenwärtig in den Zurichtereien mit dem durch Maschinenkraft betriebenen Lederhammer (Fig. 12) geschieht. Treibriemen, Geschirrleder u. s. w. wird durch Ausstoßen geschmeidig gemacht, indem es mit an den Kanten abgerundeten Schiefersteinen auf der Fleischseite unter kräftigem Druck bearbeitet wird. Diese mühsame Arbeit wird durch die Ausstoßmaschinderselben bewegt sich über zwei Scheiben ein endloser Gurt, an welchem in gleichmäßigen Abständen stumpfe Eisen befestigt sind. Das untere freilaufende Stück des Gurtes kann durch eine Nachstellvorrichtung mit beliebigem Druck gegen das Leder gedrückt werden, das auf einer allseitig beweglichen Tischplatte ausgebreitet liegt. Nach dem Ausstoßen wird das Leder zur Erhaltung der Geschmeidigkeit gefettet, indem die Fleischseite mit einer Mischung von Thran und Talg bestrichen wird, die zum Teil in das Leder eindringt. Quaedvlieg (Leipzig) hat ein heizbares Walkrad konstruiert, in welchem das Leder ohne vorheriges Ausstößen innerhalb 15 Minuten dauernd gefettet wird. Oberleder erfordert eine Bearbeitung der Fleischseite durch das Falzen, Schlichten oder Dollieren, welche Operation darin besteht, daß rauhe Stellen, Knötchen u. s. w. entfernt werden. Früher geschah dies mit besonders gestalteten Messern (Falzeisen) und erforderte große Übung, da leicht zu tief geschnitten werden kann, was durch die neuern als Schleifsteine oder Schleifwalzen ausgeführten Dolliermaschinen (Fig. 7) unmöglich ist. Die Narbenseite des Oberleders wird geglättet (geglänzt), und zwar schwere Leder durch Walzmaschinen (Fig. 6), bei denen die Oberwalze zum Glänzen aus poliertem Metall, die Unterwalze aus elastischem Material besteht; leichtere Leder glättet man mit dem Kortholz (Fig. 11), dem Glättstein (Fig. 8) oder der sog. Pendelwalze, einer kleinen Walze, die an einem langen von der Decke herabhängenden Arm gelagert ist, der von einer Kurbel in schwingende Bewegung versetzt wird, wodurch bei der senkrechten Stellung des Arms die Walze gegen das Leder gepreßt wird. Mit dem Krispelholz (Fig. 10), welches gekerbt ist, werden zu steife Leder geschmeidiger und auf der Narbenseite ansehnlicher gemacht (Krispeln). Zu den Appreturverfahren gehört auch das Chagrinieren mittels gravierter Walzen oder Platten (s. Chagrin).
Geschichtliches. Die Gerberei war schon im frühen Altertum bekannt und wurde namentlich im Orient betrieben, der in seinen Produkten sehr lange Zeit den Westen übertraf. Erst 1749 wurde die erste europ. Saffianfabrik im Elsaß errichtet, aber erst von 1797, in welchem Jahre die Gerberei in Choisy bei Paris angelegt wurde, datiert der Aufschwung der Saffiangerberei. Die Herstellung des Lackleders und das Weißgerben von Ziegen-, Schaf- und Lammfellen wurden gleichfalls zuerst in Frankreich mit Erfolg betrieben. Seit Ende des 18. Jahrh. wurde die Schnellgerberei ausgebildet. (S. auch Gerber und Gerberschulen.)
Statistisches. Die Ausfuhr von Leder und Lederwaren (in Mill. Mark) betrug:
^[Leerzeile]
^[Tabellenanfang]
Länder 1886 1890 1892
Frankreich 183,744 210,740 180,722
Deutschland 175,794 162,268 140,416
Großbritannien 71,706 85,561 74,958
Österreich-Ungarn 41,878 43,811 51,844
Vereinigte Staaten von Amerika 41,744 53,116 47,648
Belgien 10,524 12,666 14,388
Schweiz 6,862 6,340 5,8i6
^[Tabellenende]
^[Leerzeile]
Litteratur. Wiener, Die Lederfärberei und die Fabrikation des Lackleders (Wien 1881); Heinzerling, Grundzüge der Lederbereitung (Braunschw. 1882); Wiener, Die Lohgerberei (2. Aufl., Wien 1890); Käs, Praktisches Lehrbuch der Lohgerberei (Weim. 1891): Scherk, Anleitung zur Bestimmung des wirksamen Gerbstoffgehalts in den Naturgerbstoffen (Wien 1891). - Zeitschriften: Gerberzeitung (hg. von Kerst, seit 1876 von Lewinstein, seit 1886 von Kampffmeyer, Berl. 1857 fg.); Deutsche Gerberzeitung für Lederindustrie und Lederhandel (gegründet von Günther, ebd. 1857 fg.); Der Gerber (hg. von Eitner, Wien 1875 fg.).e (Fig. 5) in bedeutend kürzerer Zeit verrichtet. Bei
s0012 4401 Brock14A11B Lederfabrikation Die Brockhaus Konversations-Lexikon Vierzehnte vollständig neubearbeitete Auflage. In sechzehn Bänden. Elfter Band Leber - More. Mit 59 Tafeln, darunter 9 Chromotafeln, 27 Karten und Plänen, und 240 Textabbildungen. 1894.
F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien.