ohlhörner (s. Tafel: Antilopen I, II und III), durch Hörner, welche scheidenartig den Stirnzapfen (d. i. die knöcherne Verlängerung des Stirnbeins) umgeben, charakterisiert, und von der verwandten Gattung der Ziegen durch bartloses Kinn, von den Schafen durch nichteckige Hörner unterschieden. Es giebt keine Gruppe der Wiederkäuer, welche so sehr in der Form der Hörner wie in der Gestalt des Körpers wechselt, weshalb man auch viele Gattungen oder Untergattungen unterschieden hat. Von einfachen spießartigen Hörnern bis zu gabelförmigen und schraubenartig gewundenen sind alle Gestalten vertreten; ebenso von plumpen, kuhähnlichen Formen (Bosephalus) zu pferdeartigen (Gnu, Catoblepas), ziegengleichen (Gemse, Capella), bis zu großen Hirschformen (Beisa, Oryx) und zierlichen Rehgestalten (Gazelle, Gazella dorcas; Klippspringer, Oreotragus). Doch sind die Beine meist hoch, die Füße schlank; der kurze Schwanz trägt einen Haarbüschel, die Behaarung ist kurz und die Färbung oft sehr lebhaft. Thränengruben wie beim Hirsche kommen bei vielen vor. Die Größe ist sehr wechselnd. Die Zwergantilope (Cephalolopus) ist an den Schultern nur 20-23 cm hoch, während die größten Arten ebenda 1,60-2 m messen. Alle sind friedliche, gesellige, furchtsame Tiere und ausgezeichnet durch Schnelligkeit der Bewegungen. Nordamerika besitzt einige Arten, darunter die Gemse der Felsengebirge oder Hirschantilope (Antilocapra furcifera H. Smith), die durch das Abwerfen der aus verwachsenen Haaren bestehenden Hornscheiden in gewissem Sinne den Übergang zu den Hirschen bildet; Europa nur zwei Arten, die Saiga in den russ. Steppen und die Gemse (s. d.). Asien hat eine größere Zahl; die meisten finden sich jedoch im südl. Afrika. Den Alten waren mehrere Arten bekannt, Zumal die in der Berberei vorkommende Gazelle (Gazella dorcas Pall.), welche wegen ihrer schwarzen glänzenden Augen den arab. Dichtern zum Gleichnis diente. Das Fleisch aller ist eßbar. Sie werden darum viel verfolgt, und namentlich dienen sie auch den großen Raubtieren Afrikas zur Nahrung. Doch sind sie so zahlreich, daß im Innern der Kapkolonie Herden von mehrern Tausenden vorkommen, die, von Hunger getrieben, über die Felder herfallen und, durch keinen Angriff verscheuchbar, sie völlig verwüsten. Die bekannten Arten werden nach der Form, Richtung, den Kanten und Ringen der Hörner in Gattungen gebracht und weiterhin durch Färbung u. s. w. voneinander unterschieden. Lichtenstein, Hamilton Smith, der afrik. Reisende Andr. Smith, der Oberst Hardwycke haben um ihre Klassifikation sich Verdienste erworben. Man trennt gewöhnlich die Arten, bei denen beide Geschlechter gehörnt sind, von denen, die nur im männlichen Geschlechte Hörner tragen. Zu den erstern werden die Gazellen (Tafel II, 4) und Springböcke, die Gemsen (II, 3), die Kuhantilopen (Kama), die Pferdeantilopen (Blaubock, Hippotragus leucophaeus Pallas, III, 2), die Säbelantilopen (II, 2), die Elenantilopen, die Gabelantilopen (I, 3), die Hartebeest- oder Kuhantilopen (III, 1), die Hegoleh (III, 5), die Diluböcke (III, 6) und das Gnu (I, 5) gezählt. Zu den letztern gehören das Nilgau (I, 2), die Schraubenhornantilopen (s. Streifenantilope, I, 1), die Wasserböcke (III, 3), Hirschziegenantilopen (s. Sassi, II, 1), die Saiga (11,5), die Kalaböcke (III, 4), die Buschböcke (Cephalolophus madoqua Rüppel und grimmius Pallas), Klippspringer (I, 4) und Zwergantilopen. In der Gefangenschaft findet man von den europäischen A. gewöhnlich nur die Gemse, die meist von Wilderern jung gefangen, insgeheim aufgezogen und ebenso verkauft wird. Die Saiga sieht man seltener, da sie sich in ihrer Haltung als sehr undankbar erwiesen hat. Von den asiatischen und afrikanischen A. werden alljährlich zahlreiche Exemplare nach Europa gebracht. Dieselben sind meist von den Eingeborenen jung eingefangen und so weit groß gezogen, daß sie selbständig weiter kommen können und gelangen dann durch den Tauschhandel an die Küste und in die Hände der nach Europa zurückkehrenden Reisenden und Matrosen. Oder die großen Tierhändler, wie C. Hagenbeck in Hamburg und C. Reiche in Alfeld rüsten für den Zweck des Tierfangs besondere Expeditionen aus, die die Jagdgründe nach allen Richtungen durchqueren. Dabei führen sie stets zahlreiche milchgebende Ziegen mit sich, die als Ammen für die eingefangenen jungen A. benutzt werden. Die Preise sind sehr verschieden. Zwergantilopen, Hirschziegenantilopen und kleine Gazellen kosten 100-300 M., Nilgaus 500 M., Säbel-, Kuhantilopen, Beisas und ähnliche 800 M., Wasserböcke, Elenantilopen 1200 M., Pferdeantilopen, Gnus 2000 M. das Stück. Richtig verpflegt halten die meisten A. lange in der Gefangenschaft aus. Viele, wie Gnu, Wasserbock, Nilgau, Hirschziegenantilope, können bei uns Sommer und Winter im Freien gehalten werden und bedürfen nur nachts eines angeheizten Stalles. Allen übrigen genügt ein mäßig erwärmter Raum, wenn ihnen nur die Möglichkeit ausgiebiger Bewegung geboten wird.