04.03.2017 Berlin: 5. Neonazistischer Aufmarsch "Merkel muss weg"

            Bereits zum 5. Mal zogen am 04.03.2017 mehrere hundert Neonazis unter dem Motto „Merkel muss weg“ mitten durch Berlin. Ihre Route führte vom Washingtonplatz über die Reinhardtstraße zum Friedrichstadt-Palast und von dort zum Oranienburger Tor durchs ehemalige Jüdische Viertel und heutige Scheunenviertel zum Alexanderplatz. Wie bereits am 5. November 2016 kam es insbesondere in den engen Gassen des geschichtsträchtigen Scheunenviertels zu lauten Naziparolen wie „frei, sozial und national“ und „Nationaler Sozialismus - Jetzt!“. Auch wurden am Rand stehende Passanten aufs übelste beschimpft, Frauen sexistisch abgewertet und mit „Wir kriegen euch alle“ bedroht. Die Polizei wirkte teilweise überfordert und die Straße blieb streckenweise nicht ausreichend gesichert.  

Die Anmeldung des Aufzugs erfolgt nach wie vor aus dem Bündnis „Wir für Deutschland“ (WfD) um den Marzahner Neonazi Enrico Stubbe. Seinem Aufruf folgten neben Afd- und NDP-Funktionären auch gewaltbereite Hooligans, Identitäre, Reichsbürger*innen, sowie diverse Pegida-Anhänger*innen und selbsternannte Bürgerbewegungen. Erstmalig lief der Thüringer Neonazi David Köckert mit eigenem Transparent der Thügida in Begleitung von Alexander Kurth mit, wobei Kurth bereits auf früheren Veranstaltungen der WfD auch als Redner aufgetreten ist. Auch der gewaltbereite Neonazi aus Marzahn, Patrick Krüger, war erstmalig unter den Teilnehmer*innen auszumachen.

Die Veranstaltung eröffnete der Nazirapper Patrick Killat am Washingtonplatz, gefolgt vom Barden Kay Hönicke, der zum gemeinsamen Singen der Deutschen Nationalhymne animierte. Es folgten Reden des Schweizers Ignaz Bearth, Julia Schwarze, die sich selbst auch „Das Sachsen-Mädel“ nennt, sowie weiterer Frauen wie Amy Bianca aus Wien und Lili Setup, die hier erstmalig als Rednerinnen auftraten. Auf der Wegstrecke dann heizte der aus Kasachstan stammende Nationalist und Rassist Viktor Seibel der Menge ein. Dieser war ursprünglich Hauptprotagonist der Kasseler „Mahnwache für den Frieden“, nachdem er sich nach Eigenaussage mit dem Ukrainekonflikt 2014 erstmals politisierte. Von hier aus führte sein Weg stramm ins nationalistische und neonazistische Lager. Heute tritt er als Redner für diverse Pegidas auf, ist aber immer wieder auch im Umfeld der NPD zu beobachten. Er betätigt sich insbesondere als Russlandpropagandist und ist Teil der im August 2014 gegründeten „Deutsch Russischen Bruderschaft“. 

Insgesamt bemühten alle Redner*innen eine dichotome Weltsicht, die mit simplen Schuldzuweisungen und verschwörungsideologischen Erzählmustern operiert. So wurden Angela Merkel persönlich vermeintliche Morde und Vergewaltigungen angelastet und Geflüchtete zum Teil eines strategischen Plans erklärt, an dessen Ende ein "Volksaustausch" stünde. Neben Putin, Geert Wilders und Marine Le Pen haben diese Gruppierungen mit Donald Trump einen weiteren Helden dazugewonnen. Sein Name, Konterfei oder Motto „Make America Great Again“ war nicht nur auf T-Shirts und Mützen zu sehen, auch in Reden wurde sich positiv auf ihn bezogen. Ein Plastik-Trump sammelte in der Menge auch Spenden.

Über 1000 Menschen stellten sich dem Aufmarsch unter dem Motto „Solidarität statt rechter Hetze – Kein Nazi-Aufmarsch in Berlin-Mitte“ entgegen. Es kam an mehreren Stellen zu kleineren Blockadeversuchen, die von der Polizei aber schnell aufgelöst wurden. Der Naziaufmarsch konnte so ohne größere Verzögerungen den Alexanderplatz erreichen, wo Patrick Killat erneut einen Auftritt hatte und Kay Hönicke mit der Deutschlandhymne die Veranstaltung unter „Wir kommen wieder“ -Rufen beendete. 

Die Fotos unterliegen dem Copyright. Sie sind in druckbarer, hochauflösender Qualität ohne Wasserzeichen vorhanden und können für kommerzielle wie unkommerzielle Zwecke erfragt werden.

Taken on: March 6, 2017

Tags:

Nationalismus

Rassismus

Aufmarsch

Merkel muss weg

Enrico Stubbe

Wir für Deutschland

WfD

Berlin

Washingtonplatz « less

Sets appears in: • 04.03.2017 Berlin: 5. Neonazistischer Aufmarsch "Merkel muss weg"

Stats: 4,741 views