Bild: Evangelische Ringkirche, Wiesbaden, Hessen (nachbearbeitetes Photo)
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Lobsingt in seinem Heiligtum dem Herrn
1.) Lobsingt in seinem Heiligtum
Dem Herrn, durch den wir leben!
Er hat, zu seines Namens Ruhm.
Der Welt sein Wort gegeben.
Sein Wort, das klug und weise macht,
Hat unser Gott an's Licht gebracht
Und wunderbar erhalten.
2.) Es war mit Unverstand und Nacht
Der Erdkreis ganz bedecket
Und Gottes Stimme ward verlacht,
Die doch zur Buße wecket.
Des Höchsten Reich war unbekannt:
Was List und Eigennutz erfand,
Das hieß der Weg zum Leben.
3.) Den Lügen gab die Welt Gehör,
Nicht dem, was Gott uns lehret.
Der Heiland ward je mehr und mehr
Verkannt, gekränkt, entehret.
Man lief dem blinden Führer nach,
Der Seligkeit für Geld versprach
Und selbst verdammlich wurde. (a)
4.) Die Heil'gen Gottes seufzten laut:
'Wann wird er sich erbarmen?
Wann kommt der Held, der Zion baut?
Wann rettet er uns Armen?
Erlöser, komm, denn es ist Zeit,
Dein Evangelium entweiht,
Dein Sakrament zerrissen!'
5.) Der Herr erschien, und gab sein Wort
Durch seinen Knecht uns wieder.
Die Wahrheit drang den Irrtum fort,
Und schlug die Lügen nieder. (b)
Der Weg des Heils ward neu entdeckt,
Das Licht im Finstern aufgesteckt.
Ein Wunder unsern Augen!
6.) Des Höchsten Wort vergehet nicht,
Ob's Welt und Satan hassen.
Der Gott des Lichtes kann sein Licht
Bald wieder scheinen lassen.
Ein Werkzeug, das die welt verlacht,
Kann schnell des Aberglaubens Macht,
Wenn Gott gebiet', zerstören.
7.) Dank dir, der du dein Volk erkaufst,
Dass uns dein Wort erfreuet.
Du hast das Unkraut ausgerauft,
Und mächtig uns befreiet.
Dein Evangelium erquickt
Die Herzen, die ihr Elend drückt.
Schenkt Sündern Gnad' und Leben.
8.) Es ist das Licht in Finsternis,
Gibt Rat und Trost im Leiden.
Es macht des Frommen Gang gewiss
Und segnet ihn mit Freuden.
Bewahr uns, Herr, mit mächt'ger Hand,
Dein Wort, das Glück für unser Land,
Den Reichtum unsrer Seelen.
9.) Der Menschen größte Weisheit sei:
Herr, dies dein Wort recht ehren,
Und sich zu dir, von Lüsten frei,
Aus Herzens Grund bekehren.
Wer frech sich wider dich empört,
Soll nie, was uns dein Zeugnis lehrt,
Soll nie dein Wort uns rauben.
10.) Dein Evangelium behält
Den Sieg, und lehrt uns siegen.
Denn deine Rechte, Herr der Welt,
Lässt es nicht unterliegen.
Dein Geist schreib es in unsern Geist,
Dann sagt sein Zeugnis uns: Du seist
Durch Christum unser Vater.
(a) Anspielung auf die Praxis des Ablasshandels der katholischen Kirche
(b) Hinweis auf den Auftritt Luthers
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Autor: Johann Friedrich Mudre
Melodie: Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut
oder: Allein Gott in der Höh sei Ehr
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Geistliche Lieder und Gedichte
von Johann Friedrich Mudre
Friedrichstadt-Dresden, 1770
Thema: Reformationsfest
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Johann Friedrich Mudre, (auch: Johannes Fridericus Mudre),* 26. Dezember 1736 in Lübben/Niederlausitz; † 30. Mai 1810 in Marienberg, war evangelischer Pfarrer, Kirchenlieddichter und Hymnologe. Mudre, wurde als Sohn des Garn- und Zwilchwebers Christoph Mudre geboren, ab 1757 studierte er Theologie in Leipzig, wo er Bekanntschaft mit Christian Fürchtegott Gellert schloss.
Ab 1771 war er Pfarrer zu Bubendorf bei Borna und 1773 nach Mittelsaida bei Freiberg/Erzgebirge versetzt, wo er bis 1807 als Pfarrer arbeitete. Er schrieb 99 Lieder, die er 1770 unter dem Titel 'Geistliche Lieder und Gedichte' in Friedrichstadt (Dresden) herausgab, nachdem er sie von Gellert und Christian Felix Weiße hatte durchsehen lassen. Er bestrebte sich, seine Lieder in genauster Übereinstimmung mit den Lehren der heiligen Schrift zu verfertigen. Ihrer schönen Sprache und ihres frommen und verständlichen Inhalts wegen fanden sie eine überaus gute Aufnahme bei den Zeitgenossen. In den damals erscheinenden Gesangbüchern erhielten sie eine große Verbreitung. Das Bremer Evangelische Gesangbuch von 1830 enthält beispielsweise allein 49 Lieder von ihm.
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